Veranstaltungen im Lew Kopelew Forum

Veranstaltungen im Lew Kopelew Forum

Unsere Veranstaltungen nach der Sommerpause

Nach unserer Sommerpause begrüßen wir Sie im Lew Kopelew und stellen Ihnen gerne unser Programm für September 2019 vor:

 

 

Donnerstag, 12.09.19, 19.00 Uhr:

Buchvorstellung – Erzählungen

Oleg Senzow: „Leben“
Verlag Voland & Quist, Berlin 2019
Gespräch mit der Übersetzerin Christiane Körner
Moderation: Dr. Vera Ammer

UKB: 5,- € / 2,5 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger

Der wohl bekannteste politische Gefangene im heutigen Russland, der ukrainische Autor und Filmemacher Oleg Senzow wurde 1976 in Simferopol auf der Halbinsel Krim geboren. Mit seinem ersten Langspielfilm „Gamer“ (2011) bekam er internationale Anerkennung.

2013/14 unterstützte Oleg Senzow den Maidan in der Ukraine. Während der Annexion der Krim durch Russland im Frühjahr 2014 leistete er humanitäre Hilfe. Im Mai 2014 wegen angeblicher terroristischer Handlungen vom russländischen Inlandsgeheimdienst FSB in Simferopol festgenommen, wurde er am 25. August 2015 zu 20 Jahren Haft verurteilt. Sein Mitangeklagter Alexander Koltschenko erhielt 10 Jahre. Menschenrechtsorganisationen weltweit schätzten das Verfahren und Urteil gegen Senzow als politisch motiviert und vorfabriziert ein und stellten gravierende Verstöße gegen internationale Rechtsnormen fest. Zahlreiche Medien, Intellektuelle und Aktivisten schrieben über den Fall. Bisher blieben alle Aktionen ohne Resultat: Senzow sitzt nach wie vor in Haft im Straflager Nr. 8 in Labytnangi nördlich des Polarkreises unter härtesten Bedingungen.

Im Jahr 2018 verlieh das Europäische Parlament den Sacharow-Preis für Menschenrechte an Oleg Senzow. Der Preis wurde von seiner Cousine Natalia Kaplan entgegengenommen.

In „Leben“ erzählt der Autor von seiner Kindheit und Jugend. Die acht autobiografischen Geschichten zeigen, „wie er zu dem furchtlosen Menschen wurde, der er heute ist“, so der Schriftsteller Andrej Kurkow in seinem Vorwort zu dem Buch. Übersetzt wurden sie von Irina Bondas, Kati Brunner, Claudia Dathe, Christiane Körner, Alexander Kratochvil, Lydia Nagel, Olga Radetzkaja, Jennie Seitz, Andreas Tretner und Thomas Weiler.

Christiane Körner wurde in Recklinghausen geboren und studierte Germanistik und Slawistik in Köln und Frankfurt am Main. Seit 1999 übersetzt sie russische Literatur (Tatjana Tolstaja, Dmitri Prigow, Lew Tolstoj, Alissa Ganijewa, Vladimir Sorokin, Lidia Ginsburg, Gaito Gasdanow, Pawel Salzman und andere). Sie ist Herausgeberin mehrerer Anthologien russischer Erzählungen und leitet seit 2011 die Russisch-deutsche Übersetzerwerkstatt ViceVersa (zusammen mit Irina Alexejewa). 2017 erhielt sie den Paul-Celan-Preis für Übersetzung. Sie lebt in Frankfurt am Main.

 

 

 


 

 

Di., 24.09.19, 19.00 Uhr:

Buchvorstellung – Sachbuch

Golineh Atai: „Die Wahrheit ist der Feind. Warum Russland so anders ist“
Rowohlt, Berlin 2019
Buchvorstellung und Gespräch mit der Autorin Golineh Atai
Moderation: Thomas RothVorsitzender des Lew Kopelew Forums e.V., ehemaliger Tagesthemen-Moderator

UKB: 5,- € / 2,5 € LKF-Mitglieder, Schüler, Studenten und ALG-II-Empfänger

 

Seit dem «Anschluss» der Krim erfindet sich Russland neu: als eine Großmacht, die national-imperialistisch spricht und aggressiv handelt. Das sagt Golineh Atai, die für ihre Berichterstattung aus Moskau vielfach ausgezeichnet worden ist. Sie zeigt die tieferen Gründe für eine Politik, die im Westen kaum wahrgenommen, in falsche Vergleiche heruntergebrochen oder einfach verdrängt wird.

«Wer die neue russische Politik verstehen will, muss verstehen, was die Russen über sich selbst und die Welt erzählen», so Atai. Der «Große Vaterländische Krieg», Josef Stalin und rechte Denker sind die Referenzgrößen, an denen Russland sich misst. Die «belagerte Festung Russland», die «faschistische Nato» oder die «kleinrussische Ukraine» folgen daraus als Selbst- und Fremdbilder. Diese bewusst geschaffenen Erzählungen werden von Teilen der Öffentlichkeit einfach übernommen.

Die Wahrheit ist: Russland sieht sich im Krieg. Und Russlands Aggression existiert längst auch dort, wo es keine eindeutigen Grenzen mehr gibt: in alten und neuen globalen Medien, im Cyberspace, im Wirtschaftsraum. Golineh Atai erklärt, warum Russland die Weltordnung offen herausfordert – in einer Zeit, in der die freie Welt an der Fortdauer ebendieser Ordnung zweifelt.

Golineh Atai wurde 1974 in Teheran geboren und kam mit ihren Eltern im Alter von fünf Jahren nach Deutschland. Von 2006 bis 2008 war sie für die ARD als Korrespondentin in Kairo, danach folgten verschiedene Stationen als Redakteurin und Reporterin für «Tagesschau» und «Morgenmagazin». Von 2013 bis 2018 war sie ARD-Korrespondentin in Moskau, derzeit arbeitet sie wieder von Köln aus für den WDR. Für ihre Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet, u.a. als «Journalistin des Jahres 2014», mit dem Peter-Scholl- Latour-Preis sowie dem Hanns-Joachim Friedrichs-Preis.